Fast 7 Milliarden haben deutsche Anleger im Laufe der letzten sechs Jahre in sogenannte Mittelstandsanleihen investiert. 23 Prozent, das entspricht rund 1,6 Milliarden Euro, sind bereits ausgefallen. Und im laufenden Jahr droht die Zahl der Ausfälle noch weiter zu steigen.
Grundsätzlich war die Idee, mittelständischen Unternehmen die Kapitalbeschaffung über die Börse zu erleichtern, gar nicht mal schlecht. Doch statt solider mittelständischer Unternehmen, die gerne auch als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet werden, nutzten vor allem solche Firmen die sogenannten „Mittelstandsanleihen“ zur Kapitalbeschaffung, die bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckten. Trotzdem war die Verlockung für Privatanleger zuzugreifen groß. Die Verzinsung der mit dem positiven Label „Mittelstand“ versehenen Papiere, die lange in eigens dafür geschaffenen Segmenten an den Börsen Düsseldorf, Frankfurt, München und Stuttgart notiert waren, lag in der Regel zwischen 6 bis 8 Prozent pro Jahr. Für einige wurden sogar Renditen von mehr als 9 Prozent aufgerufen. Damit boten die rund 175 Anleihen Renditen weit oberhalb des sonst üblichen Marktniveaus. Jüngstes Beispiel der langen Reihe von Unternehmensinsolvenzen aus dem Bereich der Emittenten von Mittelstandsanleihen ist die KTG Agrar SE. Mit rund 340 Millionen Euro Anleihevolumen gehört der Agrarkonzern dabei zu den großen und durchaus prominenten Vertretern dieses Marktsegments.
Die Gefahr, dass im laufenden Jahr weitere Emittenten ihren finanziellen Verpflichtungen nicht werden nachkommen können, ist groß. Schließlich laufen 2016 über 30 Mittelstandsanleihen aus und bereits die Zinszahlungen machen vielen Unternehmen zu schaffen, von der anstehenden Rückzahlung ganz zu schweigen. Es muss also refinanziert werden, entweder durch eine neue Anleiheemission, wenn eine herkömmliche Finanzierung nicht möglich ist, oder durch eine Verlängerung der Laufzeit. Beides gestaltet sich zunehmend schwierig, da der Ruf der Mittelstandsanleihen mehr als angeschlagen ist. Und es könnte sogar noch schlimmer kommen als es bisher schon ist: Der eigentliche Refinanzierungshöhepunkt steht im Jahr 2018 bevor. Dann werden 41 Mittelstandsanleihen mit einem Volumen von rund 1,4 Milliarden Euro fällig.
Klar ist, Zinsen von bis zu 9 Prozent werden von den Emittenten nicht aus Menschenfreundlichkeit bezahlt. In der hohen Verzinsung spiegelt sich schlicht das hohe Ausfallrisiko wieder, was mit Blick auf den hohen Zinscoupon gerne ausgeblendet wird. Selten haben Anleger sich in der Vergangenheit die Mühe gemacht, die Geschäftsberichte der Emittenten zu studieren, um sich ein Bild davon zu machen, ob das Unternehmen auch in der Lage sein wird, neben den Zinsen ausreichend Gewinne zu erwirtschaften, um am Ende die Anleihe zurückzuzahlen. Die Bonität etlicher Mittelstandsanleihen liegt unterhalb der Schwelle „Investment-Grade“, die vor allem bei institutionellen Investoren als Mindestanforderung für eine Investition gilt. Viele der aktuell notierten Papiere besitzen lediglich die Ratingnote „BB“, was bei einer fünfjährigen Laufzeit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von knapp 9 Prozent entspricht. Und dieses „durchwachsene“ Rating ist noch viel zu gut, wie die aktuelle Ausfallrate von 23 Prozent belegt.
Wenn das Kind bereits im Brunnen liegt, wie bei KTG Agrar, sollte als erstes geprüft werden, welche rechtlichen Möglichkeiten man als Anleihegläubiger im Insolvenzverfahren und darüber hinaus hat. Hier kommen vor allem neben Kündigungsrechten Schadenersatzansprüche gegen Dritte aus Prospekthaftung oder auch aufgrund einer fehlerhaften Kapitalmarktinformation in Betracht.
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Marco Cabras, Tel.: 0211 / 863 949-22, niedingbarth@newskontor.de
Über Nieding + Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft, Frankfurt am Main
Die Nieding + Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft zählt aus der Sicht des führenden Branchenmediums JUVE zur Spitzengruppe der Kanzleien auf dem Gebiet des Kapitalanlegerrechts (JUVE Handbuch 2014/15). Die Kanzlei hat bereits über 50 Entscheidungen des Bundesgerichtshofes (BGH) zum Anleger- und Investorenschutz herbeigeführt. Die insgesamt vertretene Schadenssumme privater und institutioneller Anleger summiert sich mittlerweile auf rund 12 Milliarden Euro. Klaus Nieding, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, ist regelmäßig als Sachverständiger des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages im Zusammenhang mit Kapitalmarktgesetzen tätig. Laut HANDELSBLATT ist Rechtsanwalt Nieding „einer der renommiertesten deutschen Anlegerschutzanwälte“ (HANDELSBLATT, 09.02.2011), für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ist er „der bekannteste Anlegeranwalt der Republik“ (F.A.S. vom 27.04.2014). Seit 1994 vertritt die Kanzlei Deutschlands größte Aktionärsvereinigung, die DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.). In bis zu 150 Hauptversammlungen pro Jahr nehmen die Anwälte von Nieding + Barth im Rahmen dieser Aufgabe die Rechte von privaten und institutionellen Aktionären wahr. In prominenten Insolvenzfällen so bei Prokon Regenerative Energien GmbH, bei der Solar Millennium AG, der Windreich GmbH, der WGF AG, der Gontard & Metallbank AG, der Gold-Zack AG, der Augusta Technologies AG und der Future Business KGaA (Infinus) vertritt Rechtsanwalt Nieding die Interessen von Anleiheinhabern mit einem Gesamtvolumen von über 500 Millionen Euro als Gemeinsamer Vertreter. Rechtsanwalt Nieding vertritt zudem die Interessen der Anleger in zahlreichen Gläubigerausschüssen z.B. bei der PROKON Regenerative Energien GmbH, der Solar Millennium AG, der Windreich GmbH, der Getgoods.de AG, der Green Planet AG, der Gontard & Metallbank AG sowie der Gold-Zack AG. Weitere Themenschwerpunkte der Kanzlei liegen in den Rechtsbereichen des Versicherungsrechts sowie M&A.
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